Ausschnitt aus Kapitel 34

Journalist oder Terroristin

 

Als der IS erstarkte, erhielt ich zum Beispiel den Auftrag, ein Interview mit der gegnerischen Partei des IS mitten in einer Kampfzone zu führen.

Mit einem Helikopter wurde ich zusammen mit einem Kameramann in das Dorf der Rebellen geflogen, das sich auf einem kegelartigen Hügel befand. Der Helikopter lud uns ab und sollte uns in zwei Stunden wieder abholen.

Der Zeitpunkt war ideal.

Die Dorfrebellen, die sich gegen den IS wehrten, schienen auf dem Vormarsch zu sein. Die Situation wollten sie zumindest für wenige Stunden im Griff haben. Es sollte keine unmittelbare Gefahr drohen.

Außer Trinkwasser hatten wir nichts dabei, keine Nahrung, Decken, Zahnbürsten oder gar Waffen. Was nehmt ihr auf einen Ausflug mit, wenn ihr wisst, dass ihr in zwei Stunden wieder zurück seid?«

»Nicht besonders viel. Vielleicht einen Schluck Wasser zum Trinken«, antworten wir und sind ganz in den Bann ihrer Erzählung gezogen. »Genau«, pflichtet Sandy uns bei, »so haben wir das auch gemacht.

Doch das Wetter verschlechterte sich plötzlich unvorhergesehen und der Helikopter konnte uns nicht mehr am selben Tag abholen. Auf dem eiskalten, steinernen Boden verbrachten wir frierend die Nacht, eingewickelt in einen Schal.

Die Rebellen versorgten uns notdürftig. Doch sie hatten selbst nichts. Was will man dann teilen?

In der Nacht begannen die Kämpfe von neuem. Meter für Meter kämpfte sich der IS voran und umzingelte schließlich das Dorf.

Es war klar, dass die Rebellen ihre Stellungen nicht mehr lange würden halten können. Es war nur eine Frage der Zeit, von Stunden oder gar Minuten, bis wir dem IS hilflos ausgeliefert sein würden.

Wie verrückt versuchten wir, einen Helikopter zu organisieren, der uns aus unserer Notlage retten konnte. Aber die Luftbrücke war geschlossen und der Helikopter, der uns abholen sollte, konnte nicht kommen.

Es war zu gefährlich!

Keiner wollte für uns sein Leben riskieren. Verständlich. Hätte ich es getan?«